Molsberg
Molsberger Markt


„Wenn´s regnet und schneit,
dann ist der Molsberger Markt nit mehr weit.“
Bauernregel
„Eine Westerwälder Säugeschichte“ erzählt in den Fliegenden Blättern Nr. 316/317 gibt Aufschluß über den Markt im Jahr 1842. Hier der Anfang der Geschichte…
„Es ist doch eine herrliche Sache, so ein reicher, fettgefütterter Westerwälder Bauer zu sein!-
Wann der hl. Sanct Gall verstrichen, die Rüben im Stall und folglich alle Feldarbeit für dieses Jahr vollendet ist, dann schmettern rings in den Dorfscheunen lustig im Takte die Dreschflegel, gleich dem melodischen Schmettern der Frühlingslerchen, oder dem lustigen Spiele der Orgelpfeifen am Sanct Nicolausfeste; in jedem Hofe wird allmählich mit großer Sorgfalt ein hoher Misthaufen aufgethürmt, denn derselbe ist ein ebenso stumm beredter Prahler vom großen Wohlstande eines Bauern, wie der ächteste Diamant an dem Busen unserer Pariser Damen; und wenn es draußen recht regnet und schneit, dann zieht die geschäftige Hausmutter hinter dem Spiegel den nassauischen Landkalender hervor und sieht nach, wann wir Molsberger Markt haben, denn: „wenn es regnet und schneit, dann ist der Molsberger Markt nit weit!“ „Also den 15. November; das wäre den Montag über acht Tage,“ spricht sie, bewahrt ihn wieder an seinem vorigen Platze auf, schreibt an die Stubenthüre mit Kreide Tag und Datum und kehrt alsbald mit einem Säckchen voll Kleien auf dem Kopfe aus der Mühle zurück, damit ihre Schweine, die alsbald verkauft werden sollen, mit Kleiengetränke aufgeschwemmt, desto höher im Preise steigen.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie das nur zugehen mag, daß die nassauischen Kalendermacher mit der Prophezeihung der Witterung doch immer recht behalten! Hätte der Herr Pfarrer nicht gesagt, daß heut zu Tage keine Wunder mehr geschähen, ich würde glauben, es ginge das nicht mit rechten Dingen zu. In dem Kalender von 1842 war auf den 14. – 20. November eine große nassauische Revolution angezeigt, d. h. eine himmlische, mit den bündigen Worten: „Regen und Schnee“ Und wirklich hatte es auch in der Nacht vom 14. auf den 15., also dem Molsberger Markttage, so derb geregnet, daß man hätte glauben sollen, es schütte mit Eimern herunter. Doch als an dem Morgen Mutter Jane, nunmehr eine junge Ehefrau, aufstand, um den Kaffee zu kochen und ihre zwei Schweine im Stalle zu letzten Male zu füttern, hatte das Wetter, den Kalendermachern zum Trotz, etwas nachgelassen.“
…
Was der Jungbauer Hansjörg, der im November 1842 seine Schweine von Freilingen nach Molsberg treibt, auf dem Weg zum Molsberger Markt und dort erlebt… die Ängste von Jane die auf Hansjörg´s Rückkehr wartet…
Neugierig geworden?
Das können Sie nachlesen in:
den Fliegenden Blättern Nr. 316
und die Fortsetzung in
den Fliegenden Blätterm Nr. 317
Quelle: Heidelberger historische Bestande digital – Universitätsbücherei Heidelberg
Die „Fliegenden Blätter erschienen von 1845 – 1928 als humoristische, satirische Wochenzeitschrift beim Braun&Schneider Verlag in München.
vergleiche auch Information zur Zeitschrift in der digitalen Bibliothek Heidelberg
Verf. R. Kremer

Das Totenbeinchen
Dieses Gebäck wird traditionell am Molsberger Markt gebacken. „Totenbeinchen“ fallen unter die sogenannten „Knaufgebäcke“ oder auch „Knochengebildbrote“ , deren charakteristische Zeichen zwei obere und untere Knäufe sowie eine auffallende Verdickung in der Mitte seien. (1)
Als Gebildebrote werden Gebäcke bezeichnet, die zu bestimmten (religiösen und festlichen) Anlässen in bestimmten Formen gebacken werden. „Die aus Teig geformten Backwaren formen Gestalten von Menschen, Heiligen, Phantasiegestalten, Tieren , Symbolen und Ornamenten . Die Brote werden zu Tagen geschenkt und gegessen, die zum Versinnbildlichen in Beziehung stehen. Die Gebildebrote/Gebildegebäcke symbolisieren Wünsche, das Fest, Gelübde, Opfer oder Beschwörungen.“ (2) Insbesondere an Allerseelen waren es Zuwendungen für Arme, Mönche und Patenkinder. Das Gebäck „Totenbeinchen“ ist weiter verbreitet als man zunächst denkt. Im Engadin und in Zürich kennt man es als Nachtischgebäck. In der romanischen Schweiz backt man diese zu Allerseelen. Im Raum Koblenz buk man sie ebenso (Totenbeinchen, Bubenschenkel). (3)
In Brentanos Märchen von „Gockel, Hinkel und Gackeleia“ wünscht sich die Frau des Mäusekönigs neben anderen Spezialitäten „Koblenzer Totenbeinchen“. (4)
Das niederländische Bäckereimuseum kennt auch das Totenbeinchen:
„In Duitsland en Zwitserland wordt dit sierbrood volgens de folklorist Nannings Schienbeinchen of Totenbeinchen genoemd.”(5)
Weitere Hinweise zur Bedeutung von Knochengebildbrote finden sich hier:
Verf. R.Kremer
(1) vgl. Hoffmann-Grayer: Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens.- 1974, S. 1568
(2) vgl. Becker-Huberti: Lexikon der Bräuche und Feste._ Freiburg 2000, S. 132
(3) vgl. Hoffmann-Grayer, ebenda, S. 1569
(4) Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein geboren und schrieb das Märchen um 1838
(5) http://www.bakkerijmuseum.nl/kalwiblo/index.php?t=4&h=44&s=102